Verwerfung der Irrtümer

Nach Darlegung der rechten Lehre verwirft die Synode die Irrtümer derer:

 

1.

Die lehren: „Daß Gott der Vater seinen Sohn zum Tode des Kreuzes verordnet hat ohne den gewissen und bestimmten Ratschluß irgend jemanden gewißlich selig zu machen, so daß Christus durch seinen Tod erworben hat, hätte bestehen und in jeder Beziehung vollendet, vollständig und unversehrt bleiben können, wenn auch die erworbene Erlösung keinem einzelnen je in Wirklichkeit zu Teil geworden wäre.“ Denn diese Lehre gereicht der Weisheit des Vaters und dem Verdienste Jesu Christi zur Schmach und widerstreitet der Heiligen Schrift. Denn so spricht unser Heiland: Ich lasse mein Leben für die Schafe, und ich kenne sie. (Joh. 10, 15 un27). Und der Prophet Jesaja spricht von dem Heilande: Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Samen haben und in die Länge leben und des Herrn Vornehmen wird durch seine Hand fortgehen. (Jes. 53, 10.) Endlich stößt sie den Glaubensartikel um, nach welchem wir glauben: eine allgemeine christliche Kirche.

 

2.

Die lehren: „Daß der Zweck des Todes Christi nicht gewesen ist, tatsächlich den neuen Bund der Gnade mit seinem Blut zu besiegeln, sondern dies allein, daß Er dem Vater das bloße Recht erwürbe, mit den Menschen wieder einen Bund, wie er Ihm gefiele, sei es der Gnade oder der Werke, einzugehen.“ Denn dies widerstreitet der Schrift, die da lehrt, Christus sei Bürge und Mittler eines bessern, das heißt des neuen Bundes geworden, und ein Testament sei erst fest durch den Tod. (Hebr. 7, 22 und 9, 15 und 17.)

 

3.

Die lehren: „Christus habe durch seine Genugtuung niemanden die Seligkeit und den Glauben, durch den diese Genugtuung wirksam zur Seligkeit zugeeignet wird, bestimmt verdient, sondern bloß dem Vater die Gelegenheit oder den völligen Willen erworben, von neuem mit den Menschen zu unterhandeln und neue Bedingungen nach seinem Belieben, ihnen vorzuschreiben, deren Vollbringung vom freien Willen des Menschen abhinge, und demgemäß  hätte es geschehen können, daß keiner oder auch alle dieselben erfüllten.“ Denn diese haben eine allzu verächtliche Meinung vom Tode Christi, erkennen die vorzüglichste Frucht oder Wohltat, die durch denselben erworben wurde, in keiner Weise an und bringen die Pelagianische Irrlehre aus der Hölle wieder hervor.

 

4.

Die lehren: „Der neue Bund der Gnade, den Gott der Vater durch Vermittlung des Todes Christi mit den Menschen schloß, bestehe nicht darin, daß wir durch den Glauben, insoweit er das Verdienst Christi annimmt, vor Gott gerecht und selig werden, sonder darin, daß Gott die Forderung des völligen Gehorsams gegen das Gesetz abgeschafft habe und den Glauben selbst, und den, wenngleich unvollkommenen, Gehorsam des Glaubens als vollkommenen Gehorsam gegen das Gesetz anrechne und aus Gnaden der Belohnung des ewigen Lebens für würdig erachte.“ Denn diese widersprechen der Schrift: Sie werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Jesum Christum geschehen ist, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut (Röm. 3, 24, 25); und bringen mit dem gottlosen Socinus eine neue und fremdartige Rechtfertigung des Menschen vor Gott zum Vorschein gegen die einträchtige Übereinstimmung der ganzen Kirche.

 

5.

Die lehren: „Alle Menschen seien in den Stand der Versöhnung und die Gnade des Bundes aufgenommen, so daß niemand wegen der Erbsünde der Verdammnis schuldig sei oder verdammt werde, sondern alle seien von der Schuld dieser Sünde frei.“ Denn diese Meinung widerstreitet der Schrift, welche  spricht, daß wir von Natur Kinder des Zornes sind. (Eph.    2, 3.)

 

6.

Diejenigen, welche den Unterschied der Erwerbung und Aneignung so gebrauchen, daß sie Unvorsichtigen und Unerfahrenen die Meinung einflößen: „Gott wolle, soviel an Ihm liege, allen Menschen gleichmäßig die Wohltaten, welche durch den Tod Christi erlangt werden, zuteilen; daß aber einige der Vergebung der Sünden und des ewigen Lebens teilhaftig werden, andere nicht, dieser Unterschied sei von ihrem freien Willen abhängig, der sich zu der ohne Unterschied dargebotenen Gnade wende, nicht aber von einer besonderen Gabe der Barmherzigkeit, die kräftig in ihnen wirke, damit sie sich vor anderen diese Gnade zueigneten.“ Denn diese nehmen den Schein an, als ob sie diesen Unterschied, in einem gefundenen Sinne vortrügen, trachten aber danach, dem Volke das verderbliche Gift des Pelagianismus beizubringen.

 

7.

Die lehren: „Christus habe für die, welche Gott aufs höchste liebt und zum ewigen Leben erwählt hat, nicht sterben können und brauchen, auch sei Er nicht für sie gestorben, weil solche den Tod Christi nicht nötig haben.“ Sie widersprechen dem Apostel, der sagt: Christus hat mich geliebet und sich selbst für mich dargegeben (Gal. 2, 20); ebenso: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist (Röm. 8, 33. 34) nämlich für sie; und den Heiland, der spricht: Ich lasse mein Leben für die Schafe (Joh. 10, 15), und: Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. (Joh. 15, 12. 13.)