Verwerfung der Irrtümer über die Beharrung der Heiligen.

Nach Darlegung der rechtgläubigen Lehre verwirft die Synode die Irrtümer derer:

 

1.

Die lehren: „Die Beharrung der wahrhaft Gläubigen sei nicht eine Frucht der Erwählung oder eine Gabe Gottes, durch den Tod Christi erworben, sondern eine Bedingung des Neuen Bundes, die der Mensch vor seiner (wie sie sich ausdrücken) endgültigen Erwählung und Rechtfertigung durch seinen freien Willen erfüllen muß.“ Denn die Heilige Schrift bezeugt, daß sie aus der Erwählung folge und durch die Kraft des Todes, der Auferstehung und Fürbitte Christi den Erwählten geschenkt werde. Röm. 11, 7: „Die Wahl erlanget es, die Andern sind verstockt.“ Ebenso Röm. 8, 32-35: „Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Christi. ?‘“

 

2.

Die lehren: „Gott statte zwar den gläubigen Menschen mit hinlänglichen Kräften aus, um zu beharren, und sei bereit, sie in ihm zu erhalten, wenn er seine Pflicht tue; aber wenn nun auch alles, was zur Ausdauer im Glauben nötig ist und was Gott zur Erhaltung des Glaubens als Mittel gebrauchen will, bereit gestellt sei, hänge es doch immer noch von dem Belieben des Willens ab, ob er beharre oder nicht.“ Denn diese Ansicht enthält offenbaren Pelagianismus und macht die Menschen, während man sie frei machen will, zu Räubern an Gottes Ehre, und dieses ist gegen die fortwährende Übereinstimmung der evangelischen Lehre, die dem Menschen alle Ursache sich zu rühmen nimmt und die das Lob dieser Wohltat allein der Gnade Gottes zuschreibt; und dieses ist auch gegen den Apostel, der bezeugt: „Gott ist es, der uns fest behalten wird bis ans Ende, daß wir unsträflich sind auf den Tag unseres Herrn Jesu Christi.“ 1. Kor. 1, 8.

 

3.

Die lehren: „Wahrhaft Gläubige und Wiedergeborene könnten nicht nur von dem rechtfertigenden Glauben, desgleichen auch von der Gnade und Seligkeit völlig und endgültig abfallen, sondern fielen auch wirklich nicht selten von ihr ab und gingen für ewig verloren.“ Denn diese Meinung macht die Gnade, Rechtfertigung, Wiedergeburt und die beständige Bewahrung Christi kraftlos, gegen die ausdrücklichen Worte des Apostels Paulus, Röm. 5, 8. 9: „Daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. So werden wir ja vielmehr durch ihn behalten werden vor dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind.“ Und gegen den Apostel Johannes, 1.Joh. 3, 9: „Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn sein Same bleibet bei ihm, und die Worte Jesu Christi, Joh. 10, 28. 29: „Und ich gebe meinen Schafen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.“

 

4.

Die lehren: „Wahrhaft Gläubige und Wiedergeborene könnten die Sünde zum Tode oder wider den Heiligen Geist begehen.“ Da doch derselbe Apostel Johannes, nachdem er im fünften Kapitel seines ersten Briefes Vers 16 und 17 diejenige, die sündigen zum Tode, erwähnt und für sie zu beten verboten hat, gleich Vers 18 hinzugefügt: „Wir wissen, daß wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht (nämlich mit solcher Sünde), sondern wer von Gott geboren ist, der bewahret sich, und der Arge wird ihn nicht antasten.“

 

5.

Die lehren: „Man könne ohne die besondere Offenbarung in diesem Leben keine Gewißheit der zukünftigen Beharrrung haben.“ Denn durch diese Lehre wird den wahrhaft Gläubigen der feste Trost in diesem Leben genommen und der Zweifel der Päpstlichen in die Kirche wieder eingeführt, während doch die Heilige Schrift diese Gewißheit durchweg ableitet nicht aus einer besonderen und außergewöhnlichen Offenbarung, sondern aus den Kennzeichen, die den Kindern Gottes eigen sind, und aus den überaus zuverlässigen Verheißungen Gottes. Insonderheit der Apostel Paulus, Röm. 8, 39: „Keine Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.“ Und Johannes, 1. Joh. 3, 24: „Wer seine Gebote hält, der bleibet in ihm, und er in ihm. Und daran erkennen wir, daß er ins uns bleibet, an dem Geist, den er uns gegeben hat.“

 

6.

Die lehren: „Die Lehre von der Beharrung und der Gewißheit der Seligkeit sei ihrer Natur und ihrem Gehalte nach ein Ruhekissen des Fleisches und der Gottesfurcht, den guten Sitten, Gebeten und anderen heiligen Übungen nachteilig; dagegen sei es lobenswert, daran zu zweifeln.“ Denn diese zeigen, daß sie die Kraft der göttlichen Gnade und die Wirkung des innewohnenden Heiligen Geistes nicht kennen, und widersprechen dem Apostel Johannes, der mit klaren Worten das Gegenteil behauptet in seinem ersten Briefe Kap. 3, 2. 3: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“ Sie werden außerdem durch das Beispiel der Heiligen sowohl des Alten als des Neuen Testaments widerlegt, die, obgleich sie von ihrer Beharrung und ihrer Seligkeit gewiß überzeugt waren, dennoch in den Gebeten und anderen Übungen der Gottseligkeit beständig gewesen sind.

 

7.

Die lehren: „Der Glaube derer, die nur für eine Zeit glauben, unterscheide sich von dem rechtfertigenden und seligmachenden Glauben nicht weiter, als nur durch seine Dauer.“ Denn Christus selbst, Matth. 13, 20 und Lukas 8, 13 und ferner, macht offenbar außerdem noch einen dreifachen Unterschied zwischen denen, die nur für eine Zeit glauben und den wahrhaft Gläubigen, indem Er sagt, jene nehmen den Samen in eine steinige Erde auf, diese in eine gute Erde oder ein gutes Herz; jene seien ohne jede Wurzel, diese hätten eine feste Wurzel; jene trügen keine Früchte, diese brächten in verschiedenem Maße beständig und ausdauernd ihre Frucht.

 

8.

Die lehren: „Es sei nicht ungereimt, daß ein Mensch nach Verlust seiner ersten Wiedergeburt aufs neue, ja öfter wiedergeboren werde.“ Denn diese leugnen mit solcher Lehre die Unverderblichkeit des Samens Gottes, durch welchen wir wiedergeboren werden, denn des Apostels Petrus entgegen, 1. Petri. 1, 23: „Als die da wiederum geboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen.“

 

9.

Die lehren: „Christus habe an keiner Stelle für die unfehlbare Beharrung der Gläubigen im Glauben gebetet.“ Denn sie widersprechen Christus selbst, der sagt, Luk. 22, 32: „Ich habe für dich gebeten, o Petrus, daß dein Glaube nicht aufhöre“, und dem Evangelisten Johannes, der bezeugt, Joh. 17, 11. 15 u. 20: Christus habe nicht nur für die Apostel, sonder auch für alle, die durch ihre Predigt glauben würden, gebetet: „Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen“; und: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Übel.“

 

Herausgegeben

Im Auftrage der Synode der altreformierten Kirchen